Lebensmittel-Siegel gibt es wie Sand am Meer. Sicher hast Du schon einmal eines dieser Siegel gesehen – und sehr wahrscheinlich findest Du bei Dir zuhause eine ganze Reihe an Lebensmitteln, die viele verschiedene Siegel tragen. Längst nämlich haben Hersteller und Händler erkannt, wie verkaufsfördernd diese Etiketten wirken. Dabei weiß inzwischen kaum jemand, wie viele Lebensmittel-Siegel es überhaupt gibt und wofür sie im Einzelnen stehen. Experten gehen von mehr als 1.000 Siegeln allein in Deutschland aus. Für Verbraucher ist es umso schwerer, zu unterscheiden, welche Siegel nur ein Marketingtrick sind und welche Lebensmittel-Siegel wirklich etwas über die Qualität der Produkte oder Standards bei der Herstellung aussagen. Die wichtigsten Siegel stellen wir Dir deshalb in diesem Beitrag vor und erklären Dir, wofür sie stehen.
Das „Bio“-Siegel
Das „Bio“-Siegel wird in Deutschland seit September 2001 und europaweit seit Juli 2010 vergeben. Dieses Lebensmittel-Siegel kennzeichnet alle Lebensmittel, die der EG-Öko-Verordnung genügen. Die EG-Öko-Verordnung regelt, wie Lebensmittel angebaut, hergestellt und verarbeitet werden müssen, um das „Bio“-Siegel tragen zu dürfen.
Wenn Du ein Lebensmittel mit dem „Bio“-Siegel siehst, kannst Du Dir sicher sein, dass das Lebensmittel nicht durch oder mit gentechnisch veränderten Organismen erzeugt wurde. Beim Anbau dürfen Bauern keine synthetischen Pflanzenschutzmittel und auch keinen leicht löslichen, mineralischen Dünger verwenden. Lebensmittel mit dem „Bio“-Siegel dürfen zudem nicht ionisierender Strahlung ausgesetzt werden und dürfen nur zu fünf Prozent konventionell erzeugte Bestandteile enthalten. Süßstoffe, Stabilisatoren oder synthetischen Farbstoffe sind ebenso tabu wie Konservierungsmittel oder Geschmacksverstärker. Erlaubt sind stattdessen nur in einer Positiv-Liste aufgeführte pflanzliche Backtriebmittel, Emulgatoren und Verdickungsmittel.
Zudem müssen die Hersteller von „Bio“-Produkten weitere Anforderungen erfüllen. Wenn sie Rohwaren oder Produkte aus dem Nicht-EU-Ausland importieren, müssen sie mit strengen, chargenbezogenen Kontrollen rechnen. Bauern müssen ihre Fruchtfolgen möglichst abwechslungsreich gestalten und bei der Viehhaltung auf Mindestgrößen für die Ställe und ausreichende Freiflächen achten. Tiere dürfen sie nur mit ökologisch produzierten Futtermitteln füttern, die keine Antibiotika oder Leistungsförderer enthalten.
Bis zum Jahr 2010 wurde anstatt des Bio-Siegels der Europäischen Union in Deutschland ein anderes staatliches Bio-Siegel verwendet. Du kannst dieses „alte“ Siegel auch heute noch auf manchen Lebensmitteln zusammen mit dem neuen Siegel finden.
Am 31. Juli 2020 trugen rund 86.116 Produkte von 5.670 verschiedenen Unternehmen das Bio-Siegel. Das Bio-Siegel ist damit eines der am weitesten verbreiteten Lebensmittel-Siegel in Deutschland. Wie viele und welche Produkte aktuell das Bio-Siegel tragen, kannst Du auf der Internetseite oekolandbau.de sehen.
Das Bioland-Siegel
Das Bioland-Siegel wird – wie der Name schon sagt – vom Anbauverband Bioland vergeben. Bei Bioland handelt es sich um den größten ökologischen Anbauverband Deutschlands. Er zählte am 1. Januar 2020 8.154 Mitglieder, die eine Fläche von 451.048 Hektar bewirtschafteten. Ihre ökologisch produzierten Produkte verkaufen die Landwirte meist direkt an den Kunden – größtenteils auf Wochenmärkten und gelegentlich auch im eigenen Hofladen. Lebensmittel mit dem Bioland-Siegel kannst Du zudem bei ausgewählten Vertragspartnern wie einigen Bäckereien, Brauereien, Metzgereien, Molkereien oder in Bioläden und Reformhäusern finden. Seit November 2018 verkauft auch Lidl als erster Supermarkt einige Bioland-Produkte.
Bioland hat es sich zum Ziel gesetzt, über die staatlichen Anforderungen an Bio-Produkte hinauszugehen. Bioland-Mitgliedern ist es deshalb nicht gestattet, neben dem „Bio“-Anbau noch konventionelle Landwirtschaft zu betreiben. Alle Bioland-Landwirte verpflichten sich zudem, bei der Produktion ihrer Lebensmittel sieben Prinzipien einzuhalten.
Die sieben Bioland-Prinzipien setzen eine artgerechte Tierhaltung, die Förderung biologischer Vielfalt und die Förderung der Bodenfruchtbarkeit voraus. Zudem verpflichten sich alle Bioland-Landwirte zur Kreislaufwirtschaft und zur Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten und der regionalen Wirtschaft mit dem Ziel eines harmonischen Miteinanders von Landwirten, Einzelhändlern und Verbrauchern.
Bioland-Landwirte achten auf einen schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen, um Erde, Luft und Wasser als natürliche Lebensgrundlage für alle Lebewesen und Pflanzen zu erhalten. Nicht zuletzt verzichten sie auf den Einsatz synthetischen Düngers, genmanipulierter Pflanzen und chemisch-synthetischer Pestizide. Sie achten auf eine schonende Verarbeitung ihrer Lebensmittel.
„Wir wollen dich und deine Familie mit hochwertigen Lebensmitteln versorgen und gleichzeitig unsere Lebensgrundlagen schützen. Deshalb sind uns Themen wie Artenvielfalt, Tierwohl oder Klima und Umwelt besonders wichtig“, fasst Bioland seine Ziele auf seiner Internetseite zusammen.
Das Blauer Engel-Siegel
Der „Blaue Engel“ ist eigentlich kein Lebensmittel-Siegel, sondern ein „Umweltzeichen“, das seit dem Jahr 1978 vom Bundesumweltministerium verliehen wird. Wir führen das „Blauer Engel“-Siegel dennoch hier in diesem Beitrag auf, weil es für eine umweltbewusste Ernährung nicht nur darauf ankommt, was man isst, sondern auch wie man isst. Manche Küchenrollen, Spülmittel, Textilien und auch Abfallsäcke und Mülltonne tragen beispielsweise das „Blauer Engel“-Siegel. Durch den Kauf dieser Produkte unterstützt Du Unternehmen, die sich gezielt für die Umwelt engagieren.
Um das „Blauer Engel“-Siegel verliehen zu bekommen, müssen Produkte oder Dienstleistungen „umweltfreundlicher als vergleichbare, konventionelle Produkte und Dienstleistungen“ sein. Das Siegel verwenden dürfen Unternehmen, wenn sie Ressourcen bei der Herstellung sparen, ihre Produkte aus nachhaltig produzierten Rohstoffen herstellen, viel Wert auf Energieffizenz legen und/oder schädliche Substanzen für Umwelt oder Gesundheit vermeiden.
Das „Blauer Engel“-Siegel tragen unter anderem Produkte, die besonders langlebig und wenig reparaturanfällig sind, sich gut recyclen lassen und dabei trotzdem ihre Funktion in hoher Qualität erfüllen. So jedenfalls beschreibt das Bundesumweltministerium auf seiner Internetseite blauer-engel.de die Kriterien, die Produkte oder Dienstleistungen erfüllen müssen, um mit dem „Blauer Engel“-Siegel ausgezeichnet zu werden.
Das Demeter-Siegel
Auch bei Demeter handelt es sich um seinen Anbauverband, den Landwirte im Jahr 1927 in München gründeten. Die inzwischen 1.700 Demeter-Landwirte praktizieren auf einer Gesamtfläche von 93.000 Hektar (Stand: August 2020) eine „biologisch-dynamische Landwirtschaft“, die auf landwirtschaftlichen Konzepten und einer spirituell-esoterischen Weltanschauung basiert. Auf ihrer Internetseite beanspruchen die Demeter-Landwirte für sich, die „nachhaltigste Form der Landbewirtschaftung“ zu betreiben, die „weit über die Vorgaben der EU-Öko-Verordnung hinaus“ reichen soll.
Um das Lebensmittel-Siegel von Demeter tragen zu dürfen, müssen Landwirte zunächst zwei Jahre lang streng nach der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise arbeiten. Auch danach müssen sie bei der jährlichen Ernteerfassung mit ihrer Unterschrift bestätigen, dass sie die Anbauregeln eingehalten haben. Ein eigens eingesetzter Forschungsring für biologisch-dynamische Landwirtschaft führt stichprobenartig Qualitätskontrollen durch.
Die Demeter-Prinzipien beziehen sich sowohl auf die Tierhaltung als auch auf die Pflanzenzucht. Alle Tiere auf Demeter-Höfen dürfen so ausschließlich mit Biofutter gefüttert werden. Mindestens achtzig Prozent der Futterration für Wiederkäuer und mindestens fünfzig Prozent des Gesamtfutterbedarfs müssen Demeter-Qualität haben und hiervon wiederum 50 Prozent auf dem eigenen Hof angebaut werden. Erkrankt ein Tier, sollen vorzugsweise anthroposophische, biologische, homöopathische und andere Naturheilverfahren angewendet werden. Zudem dürfen Rinder nicht enthornt werden und der Transportweg der Tiere zum Schlachthof darf nicht mehr als 200 Kilometer betragen.
Über die EG-Öko-Verordnung hinausgehend, verpflichten sich Demeter-Landwirte zur biologisch-dynamischen Saatgutzüchtung. Sie schließt eine Vermehrung und Züchtung von Hybridsaatgut aus. Auch im Getreideanbau sind – außer bei Mais – keine Hybridsorten zugelassen. Auch nicht erlaubt ist der Anbau von Sorten mithilfe von Zellfusionstechniken.
Demeter-Landwirte engagieren sich zudem für die Müllvermeidung. Seit dem 1. Januar 2020 verpacken sie frisches Obst und Gemüse nicht mehr in Plastik. Ihre Produkte – mehr als 3.500 Lebensmittel sowie diverse Kosmetik- und Modeartikel – verkaufen die Demeter-Landwirte in eigenen Hofläden sowie vorwiegend in Bioläden und Reformhäusern. Inzwischen haben jedoch auch Supermarktketten wie Globus und Kaufland Demeter-Produkte in ihr Sortiment aufgenommen.
Das Fairtrade-Siegel
Auch beim Fairtrade-Siegel handelt es sich nicht zwingend um ein klassisches Lebensmittel-Siegel. Du findest das Fairtrade-Siegel vielmehr auf einer ganzen Reihe von Produkten. Du kannst das Fairtrade-Logo so beispielsweise auf Blumen, Sportbällen, Mode und anderen Textilien und sogar auf Gold finden. Bei den meisten Fairtrade-Produkten handelt es sich indes um Lebensmittel. Auf seiner Internetseite listet der TransFair e.V., der das Fairtrade-Siegel vergibt, so Bananen, Honig, Kaffee, Kakao, Kräuter und Gewürze, Nüsse, Orangensaft, Quinoa, Reis, Tee, Wein und Zucker. Sich selbst versteht der TransFair e.V. als „Verein zur Förderung des Fairen Handels in der Einen Welt“. Beim Faitrade-Logo handelt es sich dementsprechend um „das Siegel für fairen Handel“.
Um das Fairtrade-Logo für ihre Produkte nutzen zu können, müssen sich Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette an die internationale Standards der Organisation „Fairtrade International“ halten. Die Standards gliedern sich in soziale, ökologische und ökonomische Standards.
Fairtrade-Produkte stärken so Kleinbauern, Erntehelfer sowie Arbeiter in der Verarbeitung. Ausbeuterische Kinderarbeit ist genauso verboten wie Diskriminierung. Geregelte Arbeitsbedingungen werden hingegen vorausgesetzt. Zudem streben Fairtrade-Unternehmen eine gewerkschaftliche Organisation auf Plantagen und bei Kooperativen eine Organisation in demokratischen Gemeinschaften an.
Auch der Umweltschutz geht Hand in Hand mit dem Fairtrade-Gedanken, der den Mensch im Mittelpunkt sieht. Fairtrade-Produkte stammen aus einem umweltschonenden Anbau, bei dem die natürlichen Ressourcen geschützt werden. Die Verwendung gentechnisch-veränderten Saatguts ist genauso tabu wie der Einsatz gefährlicher Pestizide. Der biologische Anbau soll hingegen durch einen Bio-Aufschlag gefördert werden.
Die ökonomischen Anforderungen an Händler und Hersteller sehen die Bezahlung und Vorfinanzierung eines Fairtrade-Mindestpreises und einer Fairtrade-Prämie vor. Der Geld- und Warenfluss müssen stets nachvollziehbar und nachweisbar sein. Hierzu zählt, dass Handelsbeziehungen transparent gestaltet werden müssen. Zudem müssen sich Händler und Hersteller an strenge Richtlinien für die Verwendung des Fairtrade-Siegels halten. Unterschieden werden so reine Fairtrade-Produkte und Mischprodukte, bei denen nur ein Teil der Zutaten den Fairtrade-Standards entspricht. Mischprodukte tragen ein eigenes Siegel.
Das MSC-Siegel
Das MSC-Siegel wird vom Marine Stewardship Council vergeben – einer gemeinnützigen Organisation mit Sitz in London. Sie wurde im Jahr 1997 vom World Wide Fund For Nature (WWF) und von Unilever gegründet. Inzwischen ist das MSC aber unabhängig.
Das Ziel des Marine Stewardship Councils ist die weltweite Förderung einer nachhaltigen Fischerei. Zu diesem Zweck vergibt das MSC das gleichnamige MSC-Siegel, dessen Vergaberichtlinien sind allerdings umstritten. WWF Deutschland hat so in der Vergangenheit Reformen angemahnt. Greenpeace stuft das Lebensmittel-Siegel von MSC sogar als „absolut nicht vertrauenswürdig“ ein, weil das Siegel zu früh und auch an Fischereien mit einer hohen Beifangrate vergeben werde. Zu einem ähnlichen Urteil gelangte 2019 der NABU.
Trotz der anhaltenden Kritik haben wir uns entschieden, das MSC-Siegel hier dennoch aufzuführen. Es ist nämlich das einzige (uns bekannte) Siegel, das Fisch und Meeresfrüchte aus nachhaltigem Fischfang kennzeichnet.
Die Kriterien, nach denen das MSC-Siegel vergeben wird, wurden von Experten aus Fischerei, Wissenschaft und Umweltschutz erarbeitet. Das MSC-Siegel kennzeichnet Fisch und Meeresfrüchte, deren Fänger und Händler sich für den Schutz von Fischbeständen und Lebensräumen im Meer engagieren. Die Vermeidung von Überfischung zählt zu den wichtigsten Kriterien. Die Kriterien umfassen zudem einen Umweltstandard für Fischereien und legen fest, dass die Herkunft eines Fischs entlang der gesamten Lieferkette zurückverfolgbar sein muss.
Auf seiner Internetseite spricht das MSC von 370 Fischereien (Stand: August 2020), die bereits nach dem MSC-Standard zertifiziert sind. Laut MSC, machen diese Fischereien etwa 15 Prozent des weltweiten Fischfangs aus.
Das Naturland-Siegel
Das Lebensmittel-Siegel von Naturland wird vom gleichnamigen Verein Naturland vergeben, der sich als „Verband für ökologischen Landbau“ versteht. Der Verband hat sich im Jahr 1982 bei München gegründet. Er ist inzwischen aber weltweit aktiv. Zum Naturland-Verband zählen, laut seiner Internetseite, 70.000 Bauern, Imker und Fischwirte in etwa sechzig Ländern (Stand August 2020). 4.000 dieser Erzeuger sind in Deutschland ansässig.
Alle Naturland-Mitglieder verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz. Sie streben danach, nachhaltiges Wirtschaften, praktizierten Natur- und Klimaschutz sowie den Verbraucherschutz und die Sicherung und den Erhalt von Boden, Luft und Wasser unter einen Hut zu bringen. Zu diesem Zweck hat Naturland diverse Richtlinien für die Erzeugung und Verarbeitung von Lebensmitteln, die Imkerei, Aquakultur und Waldnutzung sowie für die ökologische Insektenzucht formuliert. Sie alle kennzeichnen sich dadurch, dass sie strenger als die EG-Öko-Verordnung sind und inhaltlich teilweise über sie hinausgehen.
Ziel von Naturland ist ein „ökologisches, soziales und faires Wirtschaften“. Seit 2005 verpflichten sich so alle Naturland-Mitglieder, strikte Sozialrichtlinien bei der Erzeugung und Verarbeitung von Produkten einzuhalten. Seit 2010 bietet Naturland zudem eine „Fair“-Zertifizierung an. Produkte mit dem Naturland-Fair-Siegel sind ökologisch erzeugt und fair gehandelt. Kriterien für die Vergabe sind faire Erzeugerpreise, die Einhaltung von Sozialrichtlinien, verlässliche Handelsbeziehungen, ein regionaler Rohstoffbezug, gemeinschaftliche Qualitätssicherung, gesellschaftliches Engagement und eine sozialverträgliche Unternehmensstrategie sowie Transparenz.
Das Naturland-Siegel und auch das Naturland-Fair-Siegel sind übrigens keine reinen Lebensmittel-Siegel. Zu den Betriebszweigen, die Naturland abdeckt, zählen neben dem Ackerbau, der Tierhaltung, dem Wein- und Obstanbau sowie der Imkerei und der Aquakultur auch die Waldwirtschaft und der Gartenbau.
Das Ohne Gentechnik-Siegel
„Ohne Gentechnik“ ist ein Lebensmittel-Siegel, das der Verband Lebensmittel ohne Gentechnik seit dem Jahr 2009 im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMELV) vergibt. Aktuell tragen schätzungsweise rund 12.000 Produkte dieses Siegel (Stand: August 2020).
Um das „Ohne Gentechnik“-Siegel oder die Worte „ohne Gentechnik“ zu verwenden, müssen Anbieter von Lebensmitteln glaubhaft versichern, dass sie die Voraussetzungen der Paragraphen 3a und 3b des EG-Gentechnik-Durchführungsgesetzes erfüllen.
Ganz so aussagekräftig wie es die Worte „ohne Gentechnik“ glauben machen, ist dieses Lebensmittel-Siegel aber nicht. Wenn Dir das „Ohne Gentechnik“-Siegel begegnet, solltest Du vielmehr genau darauf achten, ob Du ein pflanzliches Lebensmittel oder ein Tierprodukt in der Hand hältst.
Bei pflanzlichen Lebensmitteln bedeutet das „Ohne Gentechnik“-Siegel, dass genveränderte Bestandteile nicht einmal in Spuren enthalten sind. Hier geht dieses Lebensmittel-Siegel über die Kennzeichnungspflicht hinaus. Enthalten pflanzliche Lebensmittel genveränderte Bestandteile, müssen Anbieter dies nämlich erst ab einem Anteil von 0,9 Prozent entsprechend kennzeichnen.
Anders sieht es bei tierischen Produkten aus. Foodwatch spricht bei Tierprodukten nicht zu Unrecht von einem „Fast-aber-nicht-ganz-ohne-Gentechnik“-Siegel. Produkte wie Eier, Fleisch oder Milch dürfen das „Ohne Gentechnik“-Siegel nämlich auch dann tragen, wenn sie maximal 0,9 Prozent genveränderte Bestandteile enthalten. Landwirte müssen ihre Tiere auch nicht komplett tierfrei ernähren. Es reicht, wenn sie dies nur eine bestimmte Zeit vor der Schlachtung oder dem Legetermin tun.
Das „QS-Prüfzeichen“ für Lebensmittel
Das „QS-Prüfzeichen“ für Lebensmittel wird von QS Qualität und Sicherheit GmbH vergeben. Die Verbände der Land- und Ernährungswirtschaft haben dieses Unternehmen 2001 mit dem Ziel gegründet, eine hohe Qualität und Frische von Lebensmitteln zu gewährleisten. Zurzeit tragen gut 100.000 Produkte (Stand: August 2020) das „QS Prüfzeichen“. Eier, Fleisch, Wurst, Obst, Gemüse und Kartoffeln beispielsweise.
Um das „QS-Prüfzeichen“ nutzen zu dürfen, müssen sich Erzeuger und Händler von Lebensmitteln einem dreistufigen Prüfprozess stellen. Er umfasst die betriebliche Eigentrolle, die Kontrolle durch unabhängige Experten und die Kontrolle der Kontrolle durch die QS Qualität und Sicherheit GmbH. Die lückenlose Kontrolle entlang aller Produktionsstufen vom Erzeuger bis zum Händler zielt darauf ab, die Rückverfolgbarkeit von Waren vom Geschäft bis hin zum Erzeuger zu gewährleisten.
Geprüft werden bei Obst, Gemüse oder Kartoffeln so die Erzeugung, Bearbeitung, der Großhandel, die Logistik und der Lebensmitteleinzhandel. Im Bereich Fleisch und Fleischwaren nehmen die Prüfer den Futtermittelsektor, die Schlachtung und Zerlegung sowie die Verarbeitung und Logistik und den Lebensmitteleinzelhandel unter die Lupe. „Unser Ziel ist es, das Vertrauen der Verbraucher in frische Lebensmittel täglich zu bestätigen“, erklärt die QS Qualität und Sicherheit GmbH auf ihrer Internetseite.
Wie flächendeckend das Unternehmen prüft und zertifiziert, macht ein Blick auf die Zahlen deutlich: „95 % allen frischen Schweine- und Geflügelfleischs, 85 % des Rindfleischs sowie 90 % von Obst, Gemüse und Kartoffeln aus Deutschland sind QS-zertifiziert. Mehr als 25.000 Filialen des Lebensmitteleinzelhandels bieten Rind- und Schweinefleisch, Geflügel, Wurst und Schinken sowie eine große Auswahl an Obst und Gemüse mit dem blauen QS-Prüfzeichen an“, schreibt QS auf seiner Internetseite. Kurzum: Du wirst beim Einkauf kaum um Produkte mit dem „QS-Prüfzeichen“ umhin kommen.
Das Regionalfenster-Siegel
Etwa 4600 Produkte tragen aktuell das 2014 eingeführte Regionalfenster-Siegel (Stand: August 2020), das die Regionalfenster Service GmbH vergibt. Erzeuger und Anbieter von Lebensmitteln nutzen dieses Siegel freiwillig und informieren Verbraucher mit dem Siegel über die Herkunft eines Produkts.
Zu den Pflichtangaben zählen die genaue Angabe der Region, beispielsweise des Landkreises, Bundeslands oder eines Umkreises von X Kilometern rund um eine Gemeinde. Mindestens ein Teil der definierten Region muss dabei innerhalb Deutschlands liegen.
Die Hauptzutat muss vollständig, also zu 100 Prozent, aus der angegebenen Region stammen und mindestens 51 Prozent des Gesamtgewichts des Produkts ausmachen. Wenn die Hauptzutat weniger als 51 Prozent ausmacht, müssen auch weitere Zutaten ebenfalls zu 100 Prozent aus der angegebenen Region stammen, bis das Mindestgewicht von 51 Prozent erreicht ist.
Auf dem Regionalfenster-Siegel kannst Du zudem lesen, wo das Produkt verarbeitet wurde, und wie hoch der Anteil regionaler Bestandteile ist.
Wenn Du ein Lebensmittel mit dem „Regionalfenster“-Siegel kaufst, kannst Du Dir also sicher sein, dass das Produkt wenigstens zu etwas mehr als der Hälfte aus einer bestimmten Region kommt. Du solltest jedoch genau hinsehen, aus welcher Region das Produkt kommt. Wenn Du in Hamburg wohnst und Honig aus dem Schwarzwald kaufst, ist das nämlich logischer Weise auch dann nicht sonderlich umweltschonend, wenn ein entsprechendes Regionalfenster-Siegel auf dem Honigglas klebt.
Das Regionalfenster-Siegel ist übrigens kein reines Lebensmittel-Siegel. Neben Obst-, Gemüse, Fleischwaren, Eiern oder Fisch kannst Du das Regionalfenster-Siegel nämlich auch auf Blumen und Zierpflanzen finden.
Wenn Du Dich umweltbewusst ernähren möchtest, empfehlen wir Dir, beim Einkauf auf die oben genannten Siegel zu achten. Falls Du beim Einkaufen auf ein Dir unbekanntes Siegel stößt, findest Du übrigens auch auf der Online-Plattform „Label-Online“ Hilfe. Die Macher von „Label-Online“ listen die meisten Siegel. Sie bewerten sie danach, welchen Anspruch die Siegel formulieren, wie unabhängig ihre Vergabe ist und welche Kontrollen vorgesehen sind. Nicht zuletzt achten die Macher von „Label-Online“ darauf, wie transparent und nachvollziehbar diese Informationen für Verbraucher sind.